Heute möchte ich dir von einer Erfahrung erzählen, die ich während der Stillzeit gemacht habe. Mein Sohn war etwa ein halbes Jahr alt. Wir waren zu Besuch bei Verwandten. Mein Sohn wollte stillen. Wir haben uns etwas zurückgezogen und als wir wieder kamen, wurde ich gefragt: „Ist Stillen denn vegan?“. Ich dachte erst es war eine Scherzfrage, um die Stimmung etwas aufzulockern, aber es war sehr ernst gemeint. Mein Gesprächspartner empfand nämlich Stillen nicht als vegan. Das habe ich gar nicht verstanden und dann überhaupt erst wieder gemerkt, wie unterschiedlich die jeweiligen Ansichten und „Welten“ sein können.
Seine Welt: Vegan bedeutet keine Milch, egal von wem.
Meine Welt: Stillen ist das natürlichste und das „Veganste“ überhaupt, würde eine Kuh meine Milch trinken, dann wäre es aus Sicht der Kuh nicht vegan und viele Menschen empfänden das sicher auch als nicht normal. Aber wie viele Menschen finden es normal selbst Muttermilch einer anderen Spezies, wie zum Beispiel von einer Kuh, zu trinken?
Es wird in unserer Gesellschaft nicht hinterfragt, es ist einfach total normal die Muttermilch, die für ein Kalb bestimmt ist, zu trinken und dann wird sich am besten noch gewundert, warum es so viel Übergewicht, unter anderem auch schon bei Kindern, gibt. Denn Fakt ist, die Milch einer Kuh ist für Kälber gedacht.
Die Werbung für den Milchkonsum tut ja auch ihr bestes, mit der friedvollen Kuh auf einer schönen saftigen und grünen Wiese mit einem Holzeimer unterm Euter, die gemolken wird. Oh ja, so eine frische Milch direkt vom Bauern um die Ecke… Leider entspricht dieses Bild nicht der Realität und ist in Wirklichkeit mit viel Leid verbunden.
Aber wie viele Menschen finden es normal Muttermilch einer anderen Spezies, wie zum Beispiel von einer Kuh, zu trinken?
Wenn du selber Mutter bist, hast du vielleicht die Erfahrung gemacht, wie nach oder auch schon während der Schwangerschaft die Milchproduktion startet und Milch aus deinen Brüsten läuft. Der gleiche Prozess läuft auch bei Kühen bzw. bei allen Säugetieren ab. Ein Mutterwesen muss schwanger sein, um Milch produzieren zu können. Bei den Kühen ist es meist so, dass den Kuh-Mamas ihr Kalb weggenommen wird. Häufig schreien sie und rufen sich gegenseitig, vergeblich, denn die Milch soll abgepumpt und für den Menschen aufbereitet werden, deswegen muss das kleine Kalb weg. Männliche Kälber landen meist direkt beim Schlachter, denn bei „Milchkühen“ bringen diese keinen Ertrag mehr. Das Milchgeschäft ist knallhart und Empathie ist dort fehl am Platz.
Es zerreißt mir das Herz, was diese feinfühligen Lebewesen durchmachen müssen. Und dann noch in so einer sensiblen Phase des Lebens, wo die Kuh-Mama und ihr Kind nur zusammen sein möchten.
Dabei wäre es so einfach, als Mensch die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und zu verändern. Du hast es in der Hand und kannst es jetzt ändern! Los geht´s! Das ist einer der großen Gründe, wieso für mich vegetarisch keine Option ist. Vor allem seit ich selber Mama bin, ist es mir nochmal so richtig bewusst geworden. Muttermilch einer Frau würden die wenigsten selbstverständlich trinken, so wie es tagtäglich so viele Menschen mit der Kuh-Muttermilch tun. Und im Allgemeinen ist das Thema Stillen in der Gesellschaft auch nochmal ein anderes Thema, wo sich noch viel tun kann, aber das ist ein anderes Thema.
Du hast es in der Hand und kannst es jetzt ändern!
Zurück zum Gespräch. Ich habe dann versucht ganz in Ruhe meine Ansichten zu schildern, aber so richtig auf Verständnis bin ich nicht getroffen. Ich habe die Frage aber auch überhaupt nicht verstanden und habe mich gewundert, dass es so ernst gemeint ist. Das hat mir nochmal deutlich gemacht, wie viel Aufklärungsbedarf doch noch fehlt. Manchmal bin ich so in meiner veganen Blase gefangen, dass ich dann leicht erschrecke, wenn ich mit solchen Situationen konfrontiert werde. Auf jeden Fall habe ich da wieder gemerkt, wie unterschiedlich einfach die Wahrnehmungen sind und mich macht es manchmal traurig, dass es andere Menschen nicht genauso sehen oder das Verständnis fehlt. Ich glaube viele Ansichten sind so tief verwurzelt, dass es einfach als normal angesehen und nicht hinterfragt wird. Mehr als sachlich und ruhig erklären oder einfach vorleben geht nicht. Vor 10 Jahren hätte man mit mir wahrscheinlich genauso „gegen eine Wand“ reden können.
Die Pflanzenwelt ist reich an Kalcium!
Ganz zu schweigen von dem ethischen Aspekt, ist es auch kein Geheimnis mehr, dass Antibiotika-Rückstände und Eiter in der Milch enthalten sein können.
Falls du dir Sorgen machst, dass Milch eine gute Kalziumquelle ist und wichtig für die Knochen sei und du deswegen nicht darauf verzichten kannst… Das brauchst du nicht! Denn wir haben heute das Privileg wählen zu dürfen und eine reiche Auswahl an pflanzlichen Lebensmitteln, die eine sehr gute Kalciumquelle sind. Reich an Kalcium sind beispielsweise Brokkoli, Sesam, Löwenzahn, Brennnessel, Feigen, angereichertes Mineralwasser oder Pflanzendrinks. Apropos Pflanzendrinks! Es gibt mittlerweile auch so viele, egal ob Mandel-, Kokos-, Hafer- oder Reisdrink, für jeden Geschmack ist da etwas dabei. Mein Favorit ist Haferdrink. Und deiner?
Wie siehst du das ganze Thema? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich freue mich auf einen Austausch mit dir.
Herzlichst
Deine Luisa